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Meine Mutter – der heimliche Star!

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Darf ich vorstellen: Asta Kaiser, meine Mutter. Eine Klassefrau. Das Foto aus den 50ern zeigt sie als Siebzehnjährige. Ein Jahr später wurde sie „Miss Cattolica“, etwas unfreiwillig. Im Italienurlaub wurde sie von den Veranstaltern aus der Zuschauermenge auf die Bühne gezogen und gewann prompt den Schönheitswettbewerb. Sie lacht heute noch darüber. Sie hat Senta Berger und Hannelore Elsner dann doch keine öffentliche Konkurrenz gemacht. Sie hat sich für ein Leben als berufstätige Ehefrau und Mutter von drei Töchtern in Frankfurt entschieden und es nie bereut. Ihr damals unverkennbares Potenzial ist allerdings bis heute sicht- und spürbar.

Ihr Schönheitsrezept? In ihren Siebzigern bezaubert sie die Menschen sofort durch ihre Aufgeschlossenheit und Neugier, ihre wachen Augen sprechen von echtem Interesse und Humor. Ihre feinen Fältchen sind gepflegt, nicht gebotoxt. Man merkt sofort, dass diese Frau nicht nur Stil hat, sondern auch Charme und Herzensbildung hat. Und ihre typisch Frankfurterische forsche Gelassenheit kommt überall gut an. Ob beim Bummel auf der Goethestraße oder am Lago Maggiore. Mit ihr erlebe ich die unglaublichsten Geschichten, einfach weil ihr die Sympathien zufliegen. Dieser entzückenden älteren Dame werden Champagnerflaschen, Konfekt oder Chauffeurdienste geschenkt, dass man sich nur noch über die Freundlichkeit der Leute wundern kann. Ich glaube, das liegt an ihrer Authentizität als Klassefrau.

Und das ist mein Schönheitstipp: Künstliche Schönheitskorrekturen lassen Sie später mal maskenhaft wirken, und das befremdet andere Menschen. Lieber auf guten Stil und viel Pflege achten, eine positive Lebenseinstellung wahren und aufgeschlossen bleiben!

Asta Kaiser, Claudia Bessler Stylist Frankfurt am Main

Geek-Chic oder: Ist „no go“ das neue „hot“?

Nerd-Look war gestern. Große schwarze Brille, oberster Hemdknopf geschlossen … hat das nicht längst jeder? Jetzt wird es noch extremer! Schrullig im Mix mit radikalen Stilbrüchen – so lässt sich der aktuelle Geek-Chic beschreiben. Uschanka (russische Fellmütze) zu Faltenrock und Clogs, Pudelmütze zu Schluppenbluse und Plateau-Gummi-Schuhen … am besten jeweils in konträren Farben und Mustern. Hauptsache merk-würdig. Marc Jacobs, Alexander Wang, Karl Lagerfeld, Gucci, Versace … alle, alle springen sie auf diesen Zug auf. Die Macht der Social Media Foren zeigt auch hier ihre Wirkung. Denn seltsame Geek-Looks erhalten bei Instagram & Co. starke Resonanz. Darauf kann kein Modemacher verzichten. In der Kluft zwischen ästhetisch hochgebildeten Modeschöpfern und den durchschnittlichen Kunden liegt für mich allerdings das Problem am Geek Chic. Was für den Designer oder Stylisten ein intellektuelles Spiel von Zitaten, Verweisen, Statements usw. ist, ist für die Massen nicht mehr nachvollziehbar, geschweige denn, gelungen selbst interpretierbar. Da wird es richtig dramatisch. Denn es ist ein schmaler Grat zwischen gelungen kalkuliertem Stilbruch und Entgleisung. Und die alte Mode-Weisheit „Es kommt immer darauf an, WER es trägt!“ hatte nie mehr Gewicht als hier. Verkleidet wirkt, wer nicht die Persönlichkeit dazu hat. Vor ein paar Tagen begegnete ich am Frankfurter Hauptbahnhof einer Mittdreißigerin: gepflegtes Make-up, dicker 30er Jahre Gretel-Zopf quer oberhalb der Stirn, beide Schläfen 1 mm rasiert bis hinters Ohr, gekleidet im Geek Style bis hin zu den flachen zitronengelben Schnürschuhen. Weshalb die Lady nicht wie eine entwürdigte Witzfigur wirkte? Als Künstlerin, Intellektuelle und Alleinerziehende aus London oder New York hat man ihr den Style geglaubt. Sie war kein Landei aus dem Hintertaunus, das sich für eine Londoner Künstlerin auszugeben versucht. Es würde mich nicht wundern, wenn wir in einigen Jahrzehnten über Fotos von heute quieken: „Oh nein, wie sind die Leute denn damals herumgelaufen?!“

„Eleganz ist das Gleichgewicht von Proportion, Emotion und Überraschung.“ Valentino